Leben auf der Erde

Typ: Lernspiel
Schwierigkeitsgrad: Fortgeschrittene
Zeitaufwand: Sehr hoch
Suchtfaktor: Immens

Ein Spiel, das mich häufig von meinen sonstigen Computerspielen abhält, nennt sich „Leben auf der Erde“ (oder in Fankreisen Real Life, kurz RL). Okay, manche behaupten, das Game sei nur ein Abklatsch des Vorgängers „Leben auf Nibiru“, aber die meisten von uns werden bestenfalls verschwommene Erinnerungen an ihre Accounts im alten Spiel haben.
Anlässlich des Wechsels aus der Beta-Phase in die Final wurden nicht nur zahlreiche Accounts platt gemacht, sondern auch die spielbaren Charakterklassen noch einmal überarbeitet. Besonders die allseits beliebten Raptoren wurden als zu imba eingestuft und daher ersatzlos gestrichen. Aus Balancinggründen musste das gesamte Ökosystem noch einmal angepasst werden, aber mittlerweile hat sich die Community an die neuen Verhältnisse gewöhnt. Besonders das neue Wettersystem ist cool. Es erlaubt in gewissem Rahmen die Implementierung von user created custom content, wie das jüngste Beispiel der FCKWs zeigt. Aber mal ehrlich, wer versteht schon das Wettersystem von RL? Allenfalls einige High-Level user wie Noah, und wir erinnern uns ja, wie der damals im Forum niedergemacht wurde, weil seine Sintflut-Theorie gar zu abstrus erschien. Hinterher war das Gejammer natürlich groß…
Die meisten von uns geben sich mit der Erschaffung von Menschen zufrieden – und damit sind jetzt nicht (nur) die ehemaligen Nibiru-user gemeint, sondern die Option steht mittlerweile über natürliche Zeugung jedem offen. Dem eigenen Gensatz zur Dominanz über das Spielfeld zu verhelfen, wird von Hardcore-Spielern sogar als eines der erstrebenswerteren Ziele bezeichnet und der Progger unterstützt dieses Spielverhalten. Wir wissen, dass der Publisher dem nicht zustimmt, sondern RL als eine freie Spielerfahrung angelegt hat, aus der man etwas ins wahre Leben nach dem Spiel mitnehmen soll. Was genau zur Entzweiung von Publisher und Progger geführt hat, darüber wird viel spekuliert, und wer sich eine Theorie zurechtgelegt hat, verteidigt diese in der Regel vehement bis hin zu fanatischen Auswüchsen, die auf Kosten anderer Spieler gehen. Seit ein paar tausend Jahren programmiert allerdings auch der Sohn des Publishers aktiv mit. Man kann sich denken, dass der Progger darüber erst Recht angepisst ist. Aber deswegen gezielt Spieler gegen den Publisher aufzubringen, muss das denn wirklich sein?!

Ungeachtet dieser Querelen hinter den Kulissen ist das Spiel einen Blick wert. Wie kann man nun mitspielen? Zuerst einmal muss ein Account angelegt werden. Multiaccounting ist verboten und sollte technisch nicht möglich sein (siehe FAQ „Zeitparadoxa“).
Eine Stufe verwerflicher ist das Accountsharing, wobei sich mehrere User denselben Körper teilen. Im Falle multipler Persönlichkeiten stecken wohl einfach nur WGs dahinter, die Spaß haben wollen und die AGB nicht gelesen haben. Doch es wurden auch bereits parasitische User gemeldet, die sich in die Accounts regulärer Spieler einhacken und deren Handlungen ingame kontrollieren. Einige aus Spielern bestehende Organisationen haben sich zum Ziel gesetzt, die Spielleitung bei der Auffindung und dem debugging solcher besessenen Accounts zu unterstützen. Die Spielerschaft ist geteilter Meinung über derartige Aktivitäten, da in der Vergangenheit oft auch unschuldige Gamer in Verdacht geraten sind. Zumal Gamer eben stets in erster Linie Gamer sind und selbst in altruistischen Vereinen immer auf ein paar leicht verdiente Erfahrungspunkte und Münzen nebenher schielen…

Die eigene Spielfigur benötigt regelmäßig Nahrung, wobei die Art der Nahrungsgewinnung von der gespielten Klasse abhängig ist. Die Modelle umfassen beispielsweise Photosynthese, aber auch verschiedene Formen der heterotrophen Ernährung bis hin zum freiwilligen Verzicht auf bestimmte, eigentlich für die jeweilige Klasse geeignete Nahrungsmittel (siehe „Handicaps und Vorteile: Vegane Lebensweise für Allesfresser“ im Character Build Guide). Doch selbst bei perfekter Versorgung ist die Lebensspanne eines Charakters begrenzt. Irgendwann ist Schluss.
Erlernte Skills etc. werden in der Regel nicht auf die neuen Accounts übertragen (Vergleich Forenthread „Premiumfunktionen, Treueboni, Eventbelohnungen, Cheats und Hacks – was es zu beachten gilt, bevor ihr jemand als Cheater meldet!!!“). Dies ist eine Sicherheitsmaßnahme zur Wahrung der Storyintegrität, da die Epoche, in der man seine nächste Spielfigur erschafft, frei wählbar ist. Es wäre schon merkwürdig, wenn ein Militäringenieur aus dem 21. Jahrhundert, der gleichzeitig Pharao in vorchristlicher Zeit war, sein gesamtes Wissen auf seinen Kunstmaler-Charakter in der europäischen frühen Neuzeit übertrüge, gell? Die gern genutze Ausrede, man wolle doch nur Newbies unterstützend unter die Arme greifen, zieht da nicht immer.

Da die Lebenszeit eines Charakters begrenzt ist, wird man sich in Gilden zusammentun, um die eigenen Spielziele zu erreichen. Diese Gilden lassen sich mannigfaltig gestalten, z.B. als Insektenstaat oder politische Partei. Das besondere Augenmerk des Proggers liegt traditionell auf der Bereitstellung neuer Optionen für Gildenkriege. Es gibt keine Möglichkeit, PvP komplett abzuschalten, aber es lässt sich zumindest vermeiden. Durch geschickte Wahl der Startregion ist es möglich, die Kampffeatures weitestgehend zu ignorieren und sich ausschließlich auf den Überlebens-/Kreativspielmodus zu konzentrieren. Es besteht sogar die Option, entsprechende Ingame-Messages vollständig auszublenden, was ich allerdings nicht empfehlen würde.

Also erstelle ich immer wieder Accounts, die vor sich hin gammeln, bis sie abkratzen? Wo genau liegt denn nun die Faszination dabei? Ja, worin eigentlich? Vielleicht darin, dass es sich um ein Lernspiel handelt, das wirklich gut darin ist, diese Tatsache zu verbergen. Die vielfältigen Möglichkeiten, seinen Charakter auszugestalten, besonders, wenn man sich für einen Menschen entscheidet. Die freie Spielwelt mit selbst wählbaren Zielen trägt das ihre bei. Graphik und Sound sind vom Feinsten, was bei einem Planeten, der derartig nah um seine Sonne kreist, eigentlich verwundert (Siehe Thread „Muss das sein? Moved die Spielfläche gefälligst ein wenig weiter raus, ich hatte gestern SCHON WIEDER ne Zeitkrümmung!!!“ im Unterforum „Kritik und Verbesserungsvorschläge“).
Last but not least ist es wohl die Community, die einen an dieses Game bindet. Es sind immer wieder die selben alten Gesichter und bisweilen möchte man sich gegenseitig zerfleischen, aber am Ende sind alle doch irgendwie eine große Spielerfamilie.

Spielerkommentare:

ExenLover hat geschrieben: „was, die haben die raptors rausgenommen??? das geht schon ma gar nicht!!!“

labcoat33 hat geschrieben (in response to Echsenlover): „Jo, sucks. Aber wenn du dir jetzt noch schnell nen Acc holst, kannste mit Mammuts klonen.“

ExenLover hat geschrieben (in response to labcoat33): „Ahso.“

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